Ungewünschte Narben, Unzufriedenheit mit der Körpergröße und vor allem der ungesunde Magerwahn in den Medien sind Faktoren, die ganz gewaltig am Selbstbewusstsein kratzen können. Doch eigentlich macht jedes einzelne Merkmal einen Menschen auf seine Art individuell. Meine Fotoreihe soll zeigen, dass kein Mensch perfekt ist. Menschen zeigen ihre unangenehmsten und ungewöhnlichsten Merkmale und berichten, warum sie trotzdem mit sich zufrieden sind.

22. April 2012

Ungeschminkte Stars

Hier ein kleiner "Zwischenpost" zur Stärkung des Selbstvertrauens :-)
Denn ohne Makeup sehen sogar die "Schönen" nicht besser aus als wir.

Eva Longoria
Heidi Klum
Nicole Richie
Gisele Buendchen
Kate Moss
Jessica Alba
Katie Holmes
Uma Thurman

(Quelle:http://www.jolie.de/artikel/-stars-ungeschminkt-223030.html)

8. März 2012

Hannah, 19. "Vor Depressionen kann man nicht warnen, vor Essstörungen schon!"

Foto: Hannah
Alles begann, als ich 15 war. Das ist ja ohnehin ein nicht ganz einfaches Alter, und ich hatte eine Phase in der ich psychisch ziemlich instabil war. In dieser Zeit hatte ich den Eindruck, nicht genügend Aufmerksamkeit von meiner Mutter zu bekommen, also fand ich meinen Weg, sie zu bekommen, in dem ich immer weniger aß. Zusätzlich hatte ich in der Zeit auch noch Kontakt zu den 'falschen' Menschen, nämlich zu einer Gruppe magersüchtiger Mädchen, was mich in die Sache immer weiter reinzog. Ich bekam ein ziemlich ungesundes Schönheitsideal vermittelt und das garnicht bewusst oder mit Absicht, das passierte einfach so. Meine Mutter bemerkte natürlich, dass ich kaum noch etwas aß und zwang mich zum essen. Diese ungewollte Nahrungszufuhr habe ich dann mit Lügen oder Sport versucht auszugleichen. Das führte irgendwann auch zum Erbrechen. Später hatte ich aber dann auch Phasen wo ich 'Fressanfälle' hatte, die ich nicht mehr kontrollieren konnte und bei denen ich mich hinterher auch erbrochen habe.
 
Der Grundauslöser all meiner Probleme, war der Tod meines Vaters. Damals war ich 12. Die Depressionen kamen und ich begann mich selbst zu verletzen, obwohl ich keinen Sinn darin sah. Ich habe es einfach getan. Zum einen war es ein unbewusster Versuch, Kontrolle über meinen Körper zu haben und zum anderen einfach eine unglaubliche Faszination mein eigenes Blut zu sehen. Es ging mir nie darum den Schmerz zu spüren oder Aufmerksamkeit zu bekommen. 
 
Schon bevor meine Situation wirklich schlimm wurde, habe ich erkannt, dass ich da raus musste. Jedoch hab ich sehr, sehr lange gebraucht, um tatsächlich etwas zu unternehmen. Abgesehen von so halbherzigen Versuchen, die ich nach zwei Tagen wieder aufgegeben habe. Es hat mich enorm viel Kraft und Ausdauer gekostet. Aber mittlerweile ist es echt wieder ziemlich gut und ich bin sehr stolz, dass ich das geschafft habe, ohne Klinikaufenthalt oder ähnliches. 
 
Schon seit längerer Zeit mache ich eine Therapie, die mir schon in extremen Zeiten sehr geholfen hat. Dadurch hatte ich meistens den Gedanken im Hinterkopf, dass es jemanden gibt, der mir helfen kann. Heute bin ich 19 Jahre alt und habe ein ganz normales Essverhalten. Die Hintergedanken beim Essen, ignoriere ich gekonnt. Auch mit meinen Narben gehe ich mittlerweile sehr offen um, was mich allerdings anfangs jede Menge Mut gekostet hat und auch heute noch ist mir die Frage „Was ist das?“ sehr unangenehm. Ich kann nur sagen, dass es tausendmal besser ist sich zu zeigen, als das Verstecken unter langen Ärmeln.

Vor Depressionen warnen kann man nicht wirklich, da man diese in der Regel leider nicht vermeiden kann. Ich persönlich kann nur raten, sich ein Herz zu fassen und eine Therapie zu machen. Bzw. auch das Umfeld darüber in Kenntnis zu setzen, sonst ist das eine sehr schwere und einsame Sache. 
Anders ist es mit Essstörungen. Davor kann ich und werde ich auch warnen. Dieser Beauty-Magerwahn ist so furchtbar. Eine Freundin von mir hat sich auf 33 kg gehungert und fand sich damit immer noch zu dick. Die Folge war ihr Tod.

20. Januar 2012

Vashny, 18. "Wenn kleine Menschen stürzen, haben sie einen kürzeren Weg."

Foto: Benita



Schon seit der 1. Klasse habe ich gemerkt, dass ich kleiner bin als andere Kinder. Sogar heute noch bin ich in meiner Klasse und in meiner Familie die Kleinste. Jeden Tag aufs neue muss ich mir dumme Sprüche anhören wie: „ Die Tasche ist ja größer als du!“,  „Brauchst du 'ne Leiter?“ oder  „Du wirst dein Leben lang nach deinem Perso gefragt.“. Dann lache ich immer mit und denke mir, dass es auch Vorteile am klein sein gibt. Zum Beispiel werde ich mit 30 noch jung aussehen und meine Klamotten kriege ich günstiger. Wenn kleine Menschen stürzen, haben sie einen kürzeren Weg und wenn sie sich bücken wollen, haben sie es auch nicht weit. Außerdem wollen mir alle helfen, das ist doch nett. Ich bin 1,58 Meter und manchmal wäre ich gerne 1,70 Meter, weil man mit dieser Größe nicht zu klein und nicht zu groß ist. Aber mit meiner Größe bin ich auch vollkommen zufrieden. Man kann halt nicht alles haben.

Vashny, 18. "Lieber Beine mit O-Form, als gar keine zu haben."

Foto: Benita

Als ich 13 Jahre alt war, sind mir meine O-Beine zum ersten mal aufgefallen. Mit der Zeit wurde es immer schlimmer. Ich glaube das lag an Vitamin D-Mangel und meine Knochenstabilität hat abgenommen. Zum Arzt zu gehen, daran habe ich nie gedacht. So ein riesen Problem habe ich damit nicht. Doch es gab auch Zeiten, in denen ich alle Menschen mit normalen, geraden Beinen beneidet habe. Ich wollte auch Beine haben, die in engen Jeans und Strumpfhosen schön aussehen. Heute stört mich das nicht mehr, denn man kann doch auch mit O-Beinen schöne Hosen tragen, solange man mit sich selbst zufrieden ist. Ab und zu höre ich Kommentare wie:  „Oha Vashny, du hast ja voll die O-Beine“ und meistens kamen diese von Jungs. Ich habe dann einfach gesagt: "Ja, habe ich. Aber schon lange." und war ehrlich gesagt kein bisschen beleidigt. Man sollte stolz auf sich sein, egal wie man aussieht und egal wie unzufrieden man ist. Es gibt immer Menschen, die einen beneiden auch wenn man O-Beine hat. Es gibt viele die O-Beine sogar schön finden. Lieber Beine mit O-Form, als gar keine zu haben. Darauf sollte man stolz sein!

15. Januar 2012

Padi, 17. "Ich war schon immer dünn."

Foto: Benita

Ich selbst finde mich nicht zu dünn, weil ich mich nicht anders kenne. Doch wenn ich mich auf Fotos sehe oder in den Spiegel schaue, fällt mir auf, dass ich schon dünner als andere bin. Krank bin ich nicht und an meinem Essverhalten kann es ebenfalls nicht liegen. Das kann ich zu 100% bestätigen. Einen genauen Grund, für meine Statur gibt es nicht. Ich sah halt schon immer so aus und bin so aufgewachsen. Fast täglich höre ich von Freunden oder Bekannten, dass ich zu dünn aussehe. Doch ich weiß ja, dass diese Kommentare nicht böse oder verletzend gemeint sind und deswegen empfinde ich das für völlig normal. Naja, es wäre vielleicht echt nicht schlecht, etwas mehr auf den Hüften zu haben. Ich möchte aber trotzdem nicht gezielt zunehmen. Denn die letzten 17 Jahre bin ich damit klar gekommen, also werde ich es in der Zukunft wohl auch überleben. Oft beschweren sich Freunde bei mir, dass ich essen kann was und wie viel ich möchte ohne dabei dick zu werden. Das ist mein kleiner, persönlicher Vorteil. Auch wurden mir schon Sportarten gennant, bei denen man viel mit meiner Figur anfangen kann.

Padi, 17. "So klein bin ich doch gar nicht!"

Foto: Benita
Bereits in der 5. Klasse merkte ich, dass ich einer der Kleinen war. Seit dem gab es hin und wieder dumme Sprüche, doch ich konterte immer sehr clever und erreichte damit, nicht völlig gehänselt zu werden. Heute gehen alle unnötigen Kommentare spurlos an mir vorbei. Nach dem Motto „Da rein, da raus“. Ich finde die Zeit zu kostbar um sich auf so etwas einzulassen. Vor 2 Jahren war mein Ziel die 1,70 Meter zu knacken, da war ich 1,52 Meter klein. Heute bin ich 1,70 Meter. Das ist für einen Jungen nicht besonders groß, aber trotzdem durchschnittlich. Nun strebe ich die 1,75 an. Im letzten Jahr musste ich immer wieder erfahren, dass man je nach Größe und Statur ein gewisses Maß an Respekt bekommt. Ein Lehrer unterschätzte mich und traute es mir tatsächlich nicht zu eine große Holzplatte zu heben. Jedes mal, wenn mir jemand sagt, dass ich doch nicht so klein bin, freut es mich sehr. Lustig finde ich auch, wenn man mich klein nennt, mich dann nach einem halben Jahr wieder sieht und ich einfach einen halben Kopf gewachsen bin. Für mich zählt sowieso nur eins: Meine Freunde akzeptieren mich so, wie ich bin. Es kommt in der Freundschaft ja eh nicht auf die Größe an, sondern auf die Persönlichkeit.